Raffaele Marciello und Philip Ellis gewinnen im Mercedes-AMG GT3 das letzte Rennen des ADAC GT Masters 2020 in Oschersleben. Platz 9 für Götz/Dontje.

 

Das Team HTP WINWARD Motorsport hat das ADAC GT Masters 2020 mit einer herausragenden Vorstellung beendet. Nach Rang 3 am Vortag fuhren Raffaele Marciello (25, Zürich/CH) und Philip Ellis (28, Zug/CH) im Mercedes-AMG GT3 des Knaus Team HTP WINWARD beim letzten Kräftemessen des Jahres in der Motorsport Arena Oschersleben von der Pole Position aus zum ungefährdeten ersten Saisonsieg für das deutsch-amerikanische Team. Ihre Stallgefährten Maximilian Götz (34, Uffenheim) und Indy Dontje (28, Alkmaar/NL) sammelten in der „MANN-FILTER Mamba“ mit dem neunten Schlussrang erneut Punkte.

Den Grundstein zum Erfolg hatte Marciello am frühen Morgen mit der ersten Pole Position des Jahres gelegt. Nach dem Start, der wegen einer Kollision zwischen mehreren Fahrzeugen und dem folgenden Abbruch wiederholt und hinter dem Safety Car durchgeführt werden musste, widerstand der in der Schweiz geborene und lebende Italiener dem in der Anfangsphase starken Druck des nachfolgenden Audi souverän und übergab den weiß-blauen Mercedes mit der Startnummer 48 kurz vor Schließen des zehnminütigen Boxenstoppfensters an Kollege Ellis. Der in der Schweiz-lebende Deutsch-Brite ließ bis zur Zielflagge nichts mehr anbrennen und baute den Vorsprung sukzessive bis auf mehr als 17 Sekunden aus.

„Ich wusste, dass der Audi hinter mir auf neuen Reifen gestartet war, während unsere gebraucht waren. Daher habe ich mir auch nicht allzuviele Sorgen gemacht, als er in den ersten Runden attackiert hat, zumal Überholen hier in Oschersleben ja fast unmöglich ist. Also ging es nur darum, keinen Fehler zu machen, und als der Vorteil seiner neuen Reifen dann weg war, konnte ich die Führung bis zum Stopp recht problemlos halten und den Rest Philip überlassen“, schilderte Marciello.

Der erfüllte die Aufgabe mit Bravour. Ellis: „In den ersten beiden Runden habe ich richtig gepuscht, um zu sehen, welche Pace der Audi gehen kann. Nachdem ich mich sofort lösen konnte und rasch einen guten Rhythmus gefunden hatte, habe ich diesen einfach beibehalten. Letztlich hätte ich es mir auch leisten können, etwas langsamer zu fahren, aber dabei besteht immer die Gefahr, dass die Konzentration nachlässt und sich Fehler einschleichen. Von daher war es heute für mich gar nicht so schwer. Das Auto war klasse, und es war schön, dass wir gegenüber gestern sogar nochmal einen draufsetzen konnten. Wir haben bewiesen, was wir leisten können, wenn wir mal ein reibungsloses Wochenende haben. Riesenkompliment an das ganze Team, das in einer zeitweise schwierigen Saison niemals den Kopf in den Sand gesteckt hat.“

Auch Marciello freute sich über die Bestätigung des Aufwärtstrends: „Endlich hatten wir mal ein Wochenende ohne besondere Beeinträchtigungen durch Strafen, Wetter oder Kollisionen. Wir haben auch ein paar Dinge am Auto gefunden, was sich hier bezahlt gemacht hat. Es war ein tolles Wochenende für die ganze Mannschaft und eine große Motivation für die nächste Saison!“

Dagegen haderten die Teamkollegen wie am Samstag mit einem mäßigen Startplatz. In einem abermals von mehreren Zwischenfällen und zwei Abbrüchen zerrissenen Qualifying kam Götz über Startplatz 13 nicht hinaus. Dank einer blitzschnellen Reaktion und einer gehörigen Portion Glück kam der Franke am Start halbwegs unbeschadet durch das unmittelbar vor ihm ausgebrochene Tohuwabohu, allerdings bedurfte es einiger Meter Klebeband, um die leicht ramponierte Mamba zum zweiten Start bereit zu machen. Im Rennen hielten sowohl Götz als auch Dontje ihre Position und fuhren am Ende zum zweiten Mal an diesem Wochenende in die Top-10.

„Heute war der Wurm drin“, seufzte Götz. „Heute Morgen bin ich zweimal in Rote Flaggen geraten. Ich bin 15 Runden rumgefahren, bis ich mal endlich eine freie Runde hatte. Und da war der Peak der Reifen natürlich vorbei. Im Rennen ging wenig nach vorne. Ich kam heil durch den Schlamassel am Start, auch das Auto hatte nur kosmetische Schäden davongetragen. Aber die Pace war nicht besonders. Indy und ich mussten uns mehr nach hinten wehren, als dass wir nach vorne attackieren konnten. Man hat in dieser Saison gesehen, dass es große Schwankungen im Feld gab. Hattest du das Glück, das Arbeitsfenster der Reifen zu treffen, warst du dabei. Falls nicht, dann eben nicht. Daraus müssen wir lernen. Das Team hat es drauf, aber man muss eben alles zusammenbringen.“

„Dieser Sieg ist wie Balsam auf die Seele“, gestand Teamchef Christian Hohenadel. „In der ersten Saisonhälfte taten wir uns vor allem im Qualifying etwas schwer, das Potenzial unseres Pakets umzusetzen. Etwa ab Sachsenring haben wir stetig Fortschritte gemacht, allerdings fehlte hie und da noch das Quäntchen Glück. Mit drei Podestplätzen in den letzten vier Rennen haben wir uns dann wieder stark zurückgemeldet und gezeigt, wozu wir imstande sind, wenn wir unsere Leistung auf den Punkt bringen. Dafür gilt der gesamten Mannschaft mein Respekt und Dank!“

ADAC GT4 Germany: Dritter Gesamtrang für HTP WINWARD Motorsport
Trotz großer Gegenwehr ist dem MANN-FILTER Team HTP WINWARD Motorsport beim Saisonfinale in Oschersleben der mögliche Titelgewinn in der ADAC GT4 Germany durch die Hände geglitten. Nach dem unglücklichen Verlauf des ersten Rennens am Vortag fuhren Luca-Sandro Trefz (18, Wüstenrot) und Julien Apothéloz (19, Gockhausen/CH) in ihrem Mercedes-AMG GT4 vom siebten Startplatz aus ein starkes zweites Rennen und kreuzten die Ziellinie als Vierte. Leider reichte dies für die als Tabellenführer in die Magdeburger Börde gereisten HTP WINWARD-Junioren nicht. Letztlich fehlten Trefz/Apothéloz ganze fünf Punkte zum Titelgewinn. In der Endabrechnung belegte das deutsch-schweizerische Duo ebenso den dritten Rang wie das MANN-FILTER Team HTP WINWARD Motorsport in der Teamwertung. „Die Jungs sollten jetzt nicht zu enttäuscht sein“, tröstete Teamchef Hohenadel. „Der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ist in so einer hochklassigen Rennserie eben extrem schmal. Sie sind eine starke Saison gefahren, und wir alle sind sehr stolz auf sie.“

Fotos: Maria Bauer Photography